Mir ist natürlich bewusst, dass ich aus beruflichen Gründen besonders viel mit dem Thema Depression zu tun habe, aber ich wundere mich trotzdem oft, wie wenig das Thema in der Gesellschaft angekommen zu sein scheint.

Depressionen gehören zu den weltweit häufigsten und hinsichtlich ihrer Schwere am stärksten unterschätzten Erkrankungen.

Rund 350 Millionen Menschen sollen unter depressiven Störungen leiden, davon 4 Millionen Menschen allein in Deutschland. Depressionen gelten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge als zweithäufigste Volkskrankheit. Das Risiko, mindestens einmal in seinem Leben an einer Depression zu erkranken beträgt dabei bis zu 20 %.

Wenn Depressionen so häufig sind, warum wissen die meisten von uns dann so wenig über sie?

Weil psychische Erkrankungen stigmatisiert werden.

Ich weiß nicht, ob es absichtlich passiert, aber ebenso wie auch bei anderen psychischen Störungen, werden Menschen, die unter Depressionen leiden, gesellschaftlich stigmatisiert, also negativ und vorurteilsbehaftet betrachtet.

Für die meisten unter Depressionen Leidenden ist es unter anderem deshalb so schwer, über Ihre Probleme zu sprechen und sich Hilfe zu suchen, weil sie Angst davor haben, von ihren Mitmenschen sofort als “Psycho” betrachtet zu werden und diesen Ruf nie wieder abschütteln zu können. Es besteht leider ein himmelweiter Unterschied, ob man darüber spricht, eine Lungenentzündung zu haben oder eine psychische Störung, obwohl man an beidem ungefähr gleich viel Mitschuld hat.

Und doch kann es manchmal lebensrettend sein, einfach mit einem anderen Menschen darüber sprechen zu können.

Das Problem wird dadurch verstärkt, dass die meisten von uns glauben, nicht mit psychischen Störungen vertraut zu sein und deshalb instinktiv Angst vor Menschen haben, die unter ihnen leiden. Wir denken, dass wir niemanden kennen, der oder die unter Depressionen, Ängsten oder anderen psychischen Problemen leidet.

Die Wahrheit ist aber, dass wir JEDEN TAG mit Menschen zu tun haben, die mit irgendeiner Form psychischer Probleme kämpfen! Sie sind in unseren Familien, unseren Freundeskreisen und unter unseren Arbeitskollegen.