Achtsamkeit ist eine Geisteshaltung, in der man seine Aufmerksamkeit bewusst völlig auf den gegenwärtigen Moment richtet und diesen urteilsfrei akzeptiert.

Obwohl der Begriff „Achtsamkeit“ vorrangig durch die wachsende Popularität des Buddhismus Einzug in das westliche Bewusstsein gehalten hat, wird sie seit mehr als 2300 Jahren auch von philosophischen Traditionen des Westens praktiziert und überliefert, und kann insgesamt auf eine Wirkungsgeschichte von mehr als 2500 Jahren zurückblicken.

Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Achtsamkeit in vielen Fällen eine positive Wirkung auf den körperlichen und seelischen Zustand von Menschen hat und messbare positive Auswirkungen auf das Gehirn nachweisbar sind. Sie stärkt die emotionale Intelligenz sowie die Fähigkeit seine Emotionen zu regulieren und verbessert sowohl die persönliche Leistungsfähigkeit als auch zwischenmenschliche Beziehungen. Aufgrund dieser Wirkungen spielt Achtsamkeit eine immer größere Rolle in Erziehung, Arbeitswelt und Medizin.

Den größten Teil unseres Lebens verbringen wir Menschen der westlichen Industrieländer in der Regel unachtsam. Wir wandeln wie auf Autopilot durch unseren Alltag: unser Körper im Hier und Jetzt, unser Geist noch in der Vergangenheit oder schon mit der Zukunft beschäftigt; gefangen in starren Lebenskonzepten, Erwartungen und Konditionierungen.

Ein Leben in Achtsamkeit bedeutet, allen Dingen gegenüber offen zu sein, die wir von Moment zu Moment erfahren. Dies schließt das urteilsfreie, bejahende Wahrnehmen von

mit ein.

Achtsamkeit kann durch unterschiedliche Arten der Achtsamkeits-Meditation kultiviert werden, zu denen ebenso formale Übungen, wie das „typische“ Meditieren im Lotos-Sitz, gehören, wie auch informellen Übungen, bei denen man ein großes Maß an Achtsamkeit in die unterschiedlichsten alltäglichen Aktivitäten miteinfließen läßt.

In Achtsamkeits-Übungen trainiert man im Wesentlichen, seine Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Ziel gerichtet zu halten, ohne abzuschweifen.

Was bringt Achtsamkeit?

Ich den vergangenen 35 Jahren wurden die Wirkungen von Achtsamkeit auf Körper, Hirn und emotionales Wohlbefinden mit wachsendem Interesse wissenschaftlich untersucht.

Die Auswirkungen von Achtsamkeit auf die menschliche Physiologie und Psychologie können folgendermaßen zusammen-gefasst werden:

  1. Präfrontaler cortex: zuständig für Aufmerksamkeitsregulation, Arbeitsgedächtnis, Affektregulation und Impulskontrolle
  2. Inselrinde: vermutlich u.a. zuständig für die emotionale Bewertung von Schmerzen, für Empathie sowie Liebes- und Lustempfinden
  3. Limbisches System: zuständig u.a. für die Verarbeitung von Emotionen und die Entstehung von Trieben
  4. Hippocampus: zuständig u.a. für Gedächtnis und Emotionen

Hilft Achtsamkeit bei Stress und Burnout?

Zwei der maßgeblichen Auswirkungen von Achtsamkeit sind die Verringerung von und ein wachsender Widerstand gegenüber Stress.

Stress hat erwiesenermaßen folgende negative Auswirkungen auf unsere körperliche und seelische Gesundheit:

Im Arbeitsumfeld erweist sich Stress in folgenden Punkten als schädlich für die Leistungsfähigkeit:

Achtsamkeits-Übungen, wie sie in der Achtsamkeitsbasierten Stressreduktion vermittelt werden, verringern nachweislich die negativen Auswirkungen von Stress auf Körper und Psyche.

Hilft Achtsamkeit bei Depressionen?

Auch für die Linderung von Depressionen kann Achtsamkeit eine wichtige Rolle spielen.

Zu den Symptomen einer Depression zählen unter anderem eine negativ verzerrte Wahrnehmung der Realität, Konzentrationsschwierigkeiten und Vergesslichkeit. Die Auswirkungen dieser Symptome können sowohl Privat- als auch Berufsleben stark beeinflussen und in Kombination mit negativen Gedanken zu negativen Emotionen führen und so eine Depression immer weiter vertiefen.

Sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren hilft unter Depressionen leidenden Menschen dabei, sich ihrer negativen Gedanken bewusst zu werden, sie urteilsfrei anzunehmen und sich klarzumachen, dass sie die Realität nicht wahrheitsgemäß widerspiegeln.

Durch Achtsamkeit verlieren Gedanken an ihrer zwanghaften Macht über unsere Emotionen.

Wenn wir uns selbst dabei beobachten, wie und was wir denken, beginnen verzerrte Wahrnehmungen der Realität – wie „Ich mache immer alles falsch“ oder „Ich bin nutzlos“ – an Kraft zu verlieren. Dann erleben wir Gedanken und externe Reize zwar, werden von diesen jedoch nicht beherrscht und in Automatismen von Reaktionen gezwungen. Wir beobachten einfach, wie sie kommen und wie sie wieder gehen.

Durch Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (MBSR) können Menschen lernen, Distanz zu ihren verzerrten Wahrnehmungen und negativen Denkmustern aufzubauen und sich schließlich von ihnen zu lösen.